Chorale Saint-Michel Luxembourg

Revue de presse

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Endlich einmal Jan Dismas Zelenka (L.W. 30.3.2011)


Gelungenes Vesper-Psalmen-Konzert der „Chorale Saint-Michel“
VON LOLL WEBER


Gravatar example Es war eine begrüßenswerte Idee, eine Reihe Psalmen-Vertonungen von Jan Dismas Zelenka (1685- 1750) mit zwei Orgelkompositionen von dessen übermächtigem Zeitgenossen J.S. Bach zu kombinieren. Die geistige und künstlerische Herkunft beider Meister mag noch so verschieden sein, sie lebten ihre wohl erfolgreichsten Künstlerjahre nicht weit von einander aus: Zelenka in Dresden. Bach in Leipzig. Sie sind sich begegnet und sie haben sich gegenseitig geschätzt. Zelenka musste allerdings viel länger auf eine Anerkennung der Nachwelt warten. Erst in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts besann sich die Musikwelt wieder auf den wahren künstlerischen Rang des böhmischehen "Compositeur" der Dresdner Hofkapelle. Demnach war schon aus musikhistorischer Sicht dieses Konzert eine aufschlussreiche Begegnung. 
Den Einstand machte Alain Wirth an der wertvollen "alten" . Westenfelder-Orgel mit Bachs eher selten gespielten Fantasie und Fuge a-Moll BVW 561. Ob das Werk nun echter Bach ist oder nicht, die eher dunkel gefarbte Tönung der Eingangs-Fantasie, gefolgt von der vitalen Fuge, erwies sich als passende Hinführung zu Zelenkas erstem Psalm „Dixit Do­minus". Schon der erste Choreinsatz machte klar: Gerry WeIter hatte sein Ensemble einmal mehr optimal vorbereitet. Die Intonation war präzise, der Gesamtklang war in jeder Phase homogen, die Spannung blieb in jeder Phase erhalten und die Sänger folgten ihrem Leiter mit nie erlahmender Konzentration. Diese runde und durchwegs wohlklingende Leistung sollte sich im Laufe des ganzen Konzerts eindrucksvoll bestätigen. Auch in den ausgedehnten polyphonen Teilen gab sich das Ensemble "Saint-Michel" keine Blöße und ließ sich willig von der schlagsicheren und engagierten Hand seines künstlerischen Mentors führen. Vielleicht hätte man sich in den ausgedehnten Fugenpassagen mehr "freies" Fließen als taktbetonte vertikale Korrektheit wünschen können, der glänzenden Chorleistung insgesamt tut dies jedoch keinen Abbruch.

Brillant und farbenprächtig 
 Einen angenehmen Gesamteindruck hinterließ ebenfalls das In­strumentarium des "Estro Armonico". Die etwas gleichförmige und wenig "sprechende" Tongebung erschien durchaus im Einvernehmen mit der emotionalen und zugleich sehr geschmeidigen Klangsprache des "katholischen" Fux ­Schülers Zelenka. Über einige leichte Unsicherheiten der B.C.­ Gruppe in Sachen Zusammenspiel mit den (nicht immer vorteilhaft platzierten) Vokalsolisten hörten wir gerne hinweg. Auch die instrumentalen Solistenpartien der Violine (in .Dixit Dominus" und "Confitebor") und der Oboe (im "Magnificat") zeichneten sich durch ihre Anpassungsfähigkeit an das stilistische Aufführungskonzept des Dirigenten aus. Der erste Konzertteil schloss mit den beiden vorwiegend solistischen Psalmen "Confitebor tibi Domine" und „Beatus vir". 
In den zweiten Teil führte erneut Alain Wirth ein, diesmal mit der großartigen Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 von Bach. Den passionierten und energiegeladenen Duktus des Werkes spielte Alain Wirth brillant und farbenprächtig aus. Gerade hier offenbarte sich unüberhörbar, was Bach und Zelenka bezüglich Temperament. Formstrenge und Aussagesubstanz im Endeffekt doch von einander trennt. Nach der souveränen Realisation des leidenschaftlichen Bach-Werkes wirkte Zelenkas geradezu südländischer Psalm "In exitu Israel" in den ersten Takten eher leicht gewichtig. Doch sehr schnell setzte sich die kultivierte und empfindsame Klangsprache von Zelenka sowohl in den solistischen als in den chorischen Partien durch. Das Konzert schloss - in der Tradition jeder Vespermusik - mit der "Magnificat"-Vertonung für Sopran, Chor und Instrumentari­ um. Hier fiel der jungfrische. lockere, unbekümmerte, fast demütige Vortragsstil der Sopranistin Veronique Nosbaum auf. Mit der imposanten Finalfuge fand das wertvolle Konzert ein festliches und eindrucksvolles Ende. 
Das Solistenquintett mit Véronique Nosbaum und Laureen Stoulig (Sopran), Philippe Barth (Altus), Benoît Porcherot (Tenor) und Jean-Paul Majerus (Bass), überzeugte in allen Lagen durch stimmliche Zurückhaltung und durch darstellerische Dezenz. Ein Sonderlob verdient der modellhaft homogen ausgesungene Triopart (zwei Soprane und Altus) im "Laudate pueri Dominum" als adäquate Antwort auf die prägnante stimmliche und deklamatorische Präsenz von Jean-Paul Majerus. Keine Frage, diese Matinee war nicht nur eine interessante stilistische Konfrontation, sondern zugleich ein überzeugendes Plädoyer für den böhmisch-deutschen Komponisten Jan Dismas Zelenka.

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(10/2010)

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